Das grüne Abitur - mehr als eine Formsache
Hubertus Grünrock, 45, verheiratet, Angestellter, Naturfreund, blättert fasziniert im rund tausend Seiten umfassenden Standardwerk aller Jägerlehrlinge und springt vom Haarwild über das Federwild zum jagdlichen Brauchtum. Er ist einer der jährlich 11.000 Deutschen, die gerne Jäger werden möchten.
Warum die Jägerprüfung auch Grünes Abitur heißt, wird spätestens klar, wenn man sich der umfangreichen schriftlichen und mündlichen Prüfung und der Schießprüfung mit Büchse und Flinte auf Scheibe und Tontauben gestellt hat. Wie beim Abi so ist auch bei der Jägerprüfung im Mai eine Fremdsprache Pflichtfach. In der Jägerfachsprache heißt Mutter Wildschwein Bache, ihr halbstarker Sohn ist ein Überläufer und obwohl alle doch eher bräunlich aussehen, gehört die ganze Sippschaft zum Schwarzwild.
Leider sind monatelange intensive Vorbereitung, Entbehrung von Freizeit und Familie nicht immer mit Erfolg gekrönt, denn die Durchfallquote liegt bundesweit bei 25%. Bei den meisten haperts beim Schießen.
Hubertus Grünrock - erfolgreicher Prüfungskandidat - bleibt trotz seines fortgeschrittenen Alters drei Jahre lang Jungjäger. Ein Zeitraum, in dem er von erfahrenen Jägern lernt und in zahlreichen Reviergängen Praxis erlangt. Erst dann ist er berechtigt, ein Jagdrevier zu pachten. Damit erhält er aber nicht nur das Recht zum Erlegen von Wild, sondern gleichzeitig nimmt man ihn in die Pflicht. Denn in den Abschußplänen der unteren Jagdbehörde werden jährlich für bestimmte Wildarten Abschußquoten festgelegt, die erfüllt werden müssen. Als Jäger muß er dafür Sorge tragen, daß keine Wildart überhand nimmt und damit anderen Arten und dem Wald schadet.